Eine Ära geht zu Ende: Bürgerstiftung verabschiedet ihren Vorsitzenden

Zwölf Jahre lang war Volker Leberer, vielen Wangenern bekannt aus seiner aktiven Zeit als Geschäftsführer und Gesellschafter der Firma Waldner, der erste Vorsitzende im Vorstand der Bürgerstiftung Wangen im Allgäu.

Ein Mann vor einer Wand

Volker Leberer am Tag der offenen Tür des Stiftungshauses

Eine Gruppe Menschen im Rathaus mit OB Michael Lang und Volker Leberer

Volker Leberer, (Siebter von rechts) hat in den vergangenen zwölf Jahren die Bürgerstiftung mit aufgebaut und geführt. Unser Foto zeigt ihn bei seiner Verabschiedung im Kreis alter und neuer Stiftungsräte (von rechts): Oberbürgermeister Michael Lang, Leopold Hänsler (Geschäftsstelle), Dr. Maria Braun, Ingrid Grohe, Franz Zwisler, Andreas Weiss (Kreissparkasse Ravensburg), Volker Leberer, Ludwig Hänsler (Volksbank Allgäu-Oberschwaben e.G.), Eberhard Heine, Dr. Franz Biggel, Ursula Loss, Brigitte Dorn, Gisela Stetter, Monika Hymer, Reinhold Meindl, Maria Werder, Paul Müller, Thaddina Stübing, Andreas Vochezer, Ulrike Buhmann-Frank, Dr. Jutta Wiek und Otto Lautenschlager. Foto: Susanne Müller

Zwölf Jahre lang war Volker Leberer, vielen Wangenern bekannt aus seiner aktiven Zeit als Geschäftsführer und Gesellschafter der Firma Waldner sowie verschiedenen Ehrenämtern, der erste Vorsitzende im Vorstand der Bürgerstiftung Wangen im Allgäu. Nun gibt er dieses Ehrenamt ab. Die Bürgerstiftung hat ihn vor Kurzem verabschiedet.
Oberbürgermeister Michael Lang sprach von einer Zäsur für die Bürgerstiftung. Gegründet wurde sie nach mehrjährigem Vorlauf im Jahr 2012. „Volker Leberer hat von Beginn an mit seiner Persönlichkeit die Seriosität der Bürgerstiftung gewährleistet und nach außen vertreten“, sagte er. In diese Würdigung bezog OB Lang auch die weiteren Mitglieder der Bürgerstiftung ein. Mit Volker Leberer verabschiedet sich auch Dr. Andreas Grüneberger aus dem Vorstand. Er hat als Beisitzer bei der Umsetzung vieler Projekte mitgewirkt. Insbesondere machte er die Aufnahme in den Bundesverband Deutscher Stiftungen zu seiner Aufgabe sowie die Bewerbung um die Auszeichnung mit dem Gütesiegel des Verbands. 

Eberhard Heine verlässt den Stiftungsrat. Heine ist der Neffe des Großstifters Josef Heine, der durch seinen Nachlass die Gründung der Bürgerstiftung erst ermöglichte. Seinen Dank sprach OB Lang auch Maria Werder aus, die als ehemaliges Vorstandsmitglied an der Sitzung teilnahm, wie auch in Abwesenheit Waltraud Schwarz, die von Beginn an in der Geschäftsstelle tätig war und zuverlässig alle Sitzungen protokollierte. Die neuen Mitglieder im Stiftungsrat einbeziehend sagte OB Lang: „Wir alle stehen gemeinsam für die gute Sache!“

Volker Leberer verlässt die Bürgerstiftung mit der Fertigstellung des „Hauses der Bürgerstiftung“, am Klösterle 8. Dieses Projekt wurde in Angriff genommen, um die finanziellen Mittel der Stiftung zu sichern und dem Willen der Stifterin Elisabeth Waldner zu entsprechen. Sie hatte mit ihrem Nachlass den Wunsch verbunden, dass für bedürftige Menschen, die bereits lange in Wangen leben, das Wohnen ermöglicht werde. Um den Bau mit dem Architekturbüro Florian Nagler aus München und in Abstimmung mit der Landesgartenschau zu planen und umzusetzen, wurde ein Bauausschuss gebildet mit Franz Zwisler an der Spitze sowie Andreas Grüneberger, Ingrid Grohe, Gisela Stetter und dem inzwischen aus der Bürgerstiftung verabschiedeten Otto Lautenschlager. Lautenschlager hatte das Vermögen des Hallenbad- und Sportfördervereins von 560.000 Euro für den Bau des Gymnastikraums im Erdgeschoss eingebracht. 

Volker Leberer richtete an den Bauausschuss, insbesondere aber an Franz Zwisler seinen Dank. Ohne ihn und seinen Einsatz wäre das Haus wohl nicht bis Anfang Dezember bezugsfähig gewesen, sagte Leberer. Bei einem Fest Ende November hatten beide den Handwerkern für den großen Einsatz gedankt, der zum Gelingen des blauen Hauses geführt hatte. Die Nachfolge der beiden ausscheidenden Vorstandsmitglieder regelt die Bürgerstiftung 2025.

Zwölf Jahre Vorstand – ein Rückblick
Fragt man den Volker Leberer, was ihn zu seinem Engagement für die Bürgerstiftung geführt hat, dann schmunzelt er und erinnert an eine Versammlung in Deuchelried im Oktober 2012. Der damalige Ulmer Oberbürgermeister, Ivo Gönner, schwärmte dort als Hauptredner auf so einnehmende Art von den Vorzügen einer Bürgerstiftung, dass Volker Leberer sich mit anderen am Ende des Abends bereit erklärte mitzuwirken. „Dass ich das Ganze übernehmen sollte, hatte ich nicht auf dem Plan“, sagt er heute. Doch als sich schließlich der Stiftungsrat formiert hatte, war es der damalige Gemeinderat Siegfried Spangenberg, der sagte: „Du machst das!“ Und so kam es dann auch, Volker Leberer wurde einstimmig gewählt. 

Von Anfang an stellte die Bürgerstiftung die Förderung von Kindern und die Unterstützung Bedürftiger, vor allem älterer Menschen in den Vordergrund. Die Basis dafür war und ist der Wille der inzwischen zahlreichen Stifter, genau für jene Gruppen Gutes zu tun.

Egal, ob es um die Förderung für Kindergartenkinder ging, die Unterstützung von Erzieherinnen bei der Arbeit mit besonders auffälligen Kindern, oder ob es Sprach- und Leseförderung für Schulkinder, die Unterstützung zur Eingliederung von Flüchtlingskindern in den Schulen oder Einradkurse und – ganz besonders wichtig - zwei Schwimmkurse waren, die Bürgerstiftung finanzierte diese und weitere Projekte für die Jüngsten. Während der Pandemie war es dem Vorsitzenden ein besonders großes Anliegen, dass Schülerinnen und Schüler, die einen Hauptschul- oder Förderschulabschluss anstrebten, beim Übergang von der Schule in den Arbeitsalltag eine Betreuung erhielten. Unterstützt wurden damals Schülerinnen und Schüler der Martinstorschule, der Gemeinschaftsschule, der Grund- und Werkrealschule Niederwangen und der Johann-Andreas-Rauch-Realschule. Aber auch das Schülerforschungszentrum in Wangen erhielt Starthilfe und auch später Unterstützung. „Es war mir wichtig, weil wir damit in mathematisch-naturwissenschaftlichen und Informatik-Fächern besonders talentierte Schülerinnen und Schüler unterstützen konnten“, sagt Leberer. 
Zwei Musikprojekte bringen Freude in den Alltag in den Seniorenheimen in Wangen: Seit mehreren Jahren sind dort Fachkräfte der Jugendmusikschule unterwegs und musizieren und singen mit den alten Menschen. Mit Gitarre und Akkordeon kommt das Wangener Duo aus Bruno Sontheim und Rudi Keller oder Viktor Wieschalla in die Seniorenheime und sorgt mit seinen Liedern für Fröhlichkeit. 

„Alle diese Angebote und viele mehr wurden möglich, weil die Bürgerstiftung immer zusammenstand“, sagt Volker Leberer.  Insofern hat sich die Arbeit für und mit der Bürgerstiftung auch ganz anders angefühlt hat als jene des Geschäftsführers von Waldner, wie der 83-Jährige heute sagt. „Bei Waldner haben wir von der Geschäftsleitung Vorgaben gemacht. Bei der Bürgerstiftung wurde gemeinsam etwas erarbeitet und entschieden!“ Und genau das sei auch das Schöne in all den Jahren gewesen.

Viele Stunden hat der Pensionär in die Arbeit der Bürgerstiftung gesteckt, war Ansprechpartner und hatte stets ein wachsames Auge auf die Finanzen. Dass es ihm jetzt langweilig werden könnte, muss niemand befürchten. Denn Volker Leberer hat Familie und Hobbies, die ihn bestens ausfüllen, wie er schmunzelnd erzählt. 

Info: Die Bürgerstiftung erhält Zustiftungen, die ins Kapital der Stiftung gehen müssen. Der Ertrag aus dem Vermögen – nicht aber das Vermögen selber – wird satzungsgemäß ausgeschüttet. In seltenen Fällen erhält die Bürgerstiftung zweckgebundene Spenden, die sie entsprechend weiterleitet. So erhielt sie beispielsweise zweimal Spenden, die es ermöglichten, den Sprachunterricht für ukrainische Kinder zu finanzieren.