Bürgerstiftung Wangen im Allgäu ist auf gutem Kurs

Die Bürgerstiftung Wangen im Allgäu kann am 25. Januar 2016 auf ihr dreijähriges Bestehen zurückblicken. Anlass, beim Vorsitzenden des Stiftungsvorstands, Volker Leberer, nachzufragen, wie es der Stiftung geht, was sie macht und was sie plant.

Die Bürgerstiftung Wangen im Allgäu kann seit der Übergabe der Stiftungsurkunde am 25. Januar 2013 durch den damaligen Regierungspräsidenten Hermann Strampfer ihren Aufgaben nachgehen. Wie hat sich die Bürgerstiftung aus Ihrer Sicht entwickelt?

Leberer: Die Bürgerstiftung hat sich sehr positiv entwickelt. Nicht nur ist ihr Vermögen durch Zustiftungen weiter gewachsen. Sie hat auch inzwischen eine Reihe von Projekte angestoßen und unterstützt, die sich positiv auf das Gemeinwesen auswirken. Und das ist ja auch die Aufgabe der Bürgerstiftung Wangen im Allgäu.

Wie hoch ist das Vermögen derzeit?

Leberer: Die Bürgerstiftung hat derzeit ein Geldvermögen in Höhe von circa 1,6 Mio Euro. Dieses Stiftungskapital muss erhalten und darf nicht für die Finanzierung von Projekten verwendet werden. Dafür sind lediglich die Erträge aus der Anlage des Kapitals und Spenden zulässig. Darüber hinaus wurden ihr Liegenschaften wie Wald oder Immobilien vermacht.

Wie kann die Bürgerstiftung bei der derzeitigen Niedrigzinsphase noch Geld erwirtschaften, um Projekte zu finanzieren?

Leberer: Sie sprechen damit ein in der Tat schwieriges Thema an. Die Bürgerstiftung Wangen hat das große Glück, durch die Stiftungen von Josef Heine und dem Ehepaar Moryc bereits mit einem ansehnlichen Vermögen gestartet zu sein, das sich durch weitere Zustiftungen vermehrte. So gesehen haben wir eine gute Basis. Dennoch ist es eine Herausforderung, das Kapital so anzulegen, dass es gesichert ist und doch einen Ertrag abwirft. Glücklicherweise werden wir durch unsere Finanzfachleute, Franz Zwisler von der Kreissparkasse, Ludwig Häusler von der Volksbank Allgäu-West sowie Steuerberater Christian Seifert, bestens beraten und unterstützt. Aber keine Frage: Jede weitere Zustiftung tut uns gut. Auch Spenden können wir direkt in unsere Projekte fließen lassen.

Können Zustifter und Spender denn sicher sein, dass  das Geld in Ihrem Sinne verwaltet wird?


Leberer:  Aber sicher! Darauf können alle vertrauen, die uns ihr Vermögen oder einen Teil davon auf welchem Weg auch immer übergeben. Dafür stehen alle Mitglieder der Bürgerstiftung mit ihren guten Namen. Äußeres Zeichen für die Vertrauenswürdigkeit ist seit dem Herbst auch das Gütesiegel, das der Bundesverband Deutscher Stiftungen der Bürgerstiftung Wangen verliehen hat.

Wofür steht das Gütesiegel?

Leberer:  Deutschlandweit tragen 293 Bürgerstiftungen dieses Qualitätsmerkmal, weil sie sich aktiv zu den zehn Merkmalen einer Bürgerstiftung bekennen. Das Gütesiegel steht für Sicherheit, Transparenz und Vertrauen – für Stifter, Spender und Engagierte. Damit wird gewährleistet, dass die Bürgerstiftung auch das hält, was sie verspricht: nämlich eine Stiftung von Bürgern für Bürger zu sein und zwar gemeinnützig, unabhängig und breit aufgestellt. Sie fördert Projekte, die von bürgerschaftlichem Engagement getragen sind oder Hilfe zur Selbsthilfe leisten.

Wie unabhängig ist denn die Bürgerstiftung Wangen?


Leberer: Die Bürgerstiftung Wangen ist ein wirtschaftlich und politisch unabhängiges Gremium – auch dies wird durch das Gütesiegel bestätigt. Sie ist gemeinnützig und will das Gemeinwesen stärken, und sie versteht sich als Element einer selbstbestimmten Bürgerschaft. In ihrem Aktionsradius ist sie satzungsgemäß auf das Stadtgebiet von Wangen einschließlich der Ortschaften beschränkt. Übrigens vergibt sie nicht nur Geld an von ihr angestoßene Projekte, sie beteiligt sich auch, wenn Not am Mann ist.

Wie meinen Sie das?

Leberer: Als im Juli die Kinderfestkommission händeringend nach Personal im Bierzelt gesucht hat, da  hat sich aus unseren Gremien Stiftungsvorstand und Stiftungsrat eine Reihe von Mitgliedern gefunden, die in der Küche oder als Läufer im Zelt ausgeholfen haben. Es hat viel Spaß gemacht und der Bürgerstiftung Wangen im Allgäu ganz nebenbei 240 Euro gebracht.

Wie sieht die Bilanz der Projekte aus?


Leberer: Die Bürgerstiftung Wangen hat in den drei Jahren ihres Bestehens eine Reihe von Projekten initiiert und gefördert. Das erste Projekt war die Sprachförderung in den Kindergärten „Tausend und ein Wort – Sprache baut Brücken“, das nun schon im zweiten Jahr erfolgreich läuft. Es dient nicht nur der Sprachförderung, sondern auch der Integration von Kindergartenkindern ausländischer Mitbürger, weil die Kinder gemeinsam mit den deutschsprachigen Kindern im Kindergarten gefördert werden. Außerdem werden die Eltern mit ins Boot genommen. Jedes Jahr gibt die Bürgerstiftung Weihnachtsspenden an bedürftige Wangener Mitbürger. Sie fördert jugendliche Forscher in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Wir haben uns außerdem entschieden, ein Freizeitangebot an Jugendliche und junge Erwachsene in sozialen Brennpunkten mit sportlichen Aktivitäten oder das  musikalische Jugendprojekt „Konzert all together now“ im Rahmen des Stadtjubiläums zu unterstützen.

Gibt es Pläne für weitere Projekte?

Leberer: Augenblicklich steht ein Projekt der sprachlichen Förderung und damit der Integration von Asylantenkindern in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk Asyl, der Jugendmusikschule in der Berger Höhe Schule im Fokus der Bürgerstiftung Wangen.

Wer entscheidet, welche Projekte in Angriff genommen werden?


Leberer: Laut Satzung beschließt der Vorstand über die Verwendung der Stiftungserträge und Zuwendungen, konkret also über die Projekte. Der Stiftungsrat selbst wacht über die Einhaltung der Stiftungszwecke. Im Sinne einer größtmöglichen Transparenz arbeiten bei der Bürgerstiftung Wangen Vorstand und Stiftungsrat eng zusammen, das heißt der Stiftungsrat wird zu einem möglichst frühen Zeitpunkt über beabsichtigte Projekte informiert und möglichst in die Entscheidung mit einbezogen.