Bürgerstiftung übergibt Großspende an Schülerforschungszentrum

Die Bürgerstiftung Wangen im Allgäu hat jetzt das Schülerforschungszentrum (SFZ) Wangen mit rund 28 000 Euro ausgestattet. Grund für diese großzügige Unterstützung ist der Start des SFZ in Räumen des Rupert-Neß-Gymnasiums (RNG) im neuen Schuljahr.

 „Wir haben diese Summe vor zwei Jahren in die Rücklage gestellt, als überlegt wurde, das Schülerforschungszentrum im ERBA-Gelände unterzubringen“, sagt der Stiftungsvorsitzende Volker Leberer. Inzwischen sind die Planungen anders gelaufen: Das SFZ ist im zweiten Stock des L-Bau im RNG eingezogen. Geld, das für die weitere Ausstattung verwendet werden kann, ist dabei höchst willkommen. Nebenbei gab es beim Ortstermin mit den Bürgerstiftungsvorständen Volker Leberer und Andreas Grüneberger auch noch eine Personalie: Informatiklehrer Jan Rudolf übernimmt von Berthold Bungard, der das SFZ in Wangen gründete, die Leitung der Gruppe.

Wie hat sich das das SFZ entwickelt?

Es ist eine echte Erfolgsgeschichte, die von der Bürgerstiftung Wangen im Allgäu und dem SFZ Wangen seit sieben Jahren gemeinsam geschrieben wird. Anfangs trafen sich interessierte Schüler in einem Raum im Untergeschoß der heutigen Gemeinschaftsschule. Aus verschiedenen Gründen musste die Gruppe immer wieder umziehen. Mal war die eigene Gruppe zu groß. Mal musste die Schule, in der sie untergebracht war, auf die Räume zugreifen. So war die Freude groß, als die Firma Zoller + Fröhlich Räume neben der ehemaligen Lkw-Werkstatt an der Pettermandstraße anbot. Zwar werden einige Roboterfachleute noch dort bleiben, doch auch über diese Räumlichkeiten wuchs das SFZ hinaus. Im Frühjahr 2020 waren es 40 Schülerinnen und Schüler, die sich in ihrer Freizeit ans Forschen und Entwickeln von technischen Lösungen für verschiedenste Fragestellungen machten. Seit dem Start des SFZ im Jahr 2013 holten eine Reihe von Schülern Preise bis hinein in europäische Wettbewerbe. Inzwischen gehören zwei  Lehrerinnen und sechs Lehrer sowie neun Ehrenamtliche dem Betreuerstab der Wangener SFZ-Gruppe an.

Was bieten die neuen Räume im RNG-Umfeld?

Mit dem Start des neuen Schuljahrs bieten sich für das SFZ in den vier Räumen im zweiten Stock des L-Baus am RNG ganz neue Möglichkeiten. Darin sind sich Berthold Bungard und Jan Rudolf einig. Die vier Räume sind unterschiedlich groß und werden sehr verschiedene Zwecke erfüllen: Vom großen Raum mit mehreren Computerinseln und einer großen Freifläche, auf der ein Bühnenprogramm für Roboter geprobt werden kann, bis hin zu zwei kleinen Arbeitsräumen und einem Werkraum, in dem benötigte Teile gelötet oder auch geräuschvoll gefräst werden können. Zwei Computerräume des RNG kann das SFZ mitnutzen. Umgekehrt kann die Schule beispielsweise einen 3D-Drucker ansteuern, den das SFZ im vergangenen Jahr über das Crowdfunding der Volksbank Allgäu-Oberschwaben gekauft hat.

Welche inhaltlichen Schwerpunkte setzt das SFZ?

Nicht nur äußerlich, auch inhaltlich wird sich das SFZ fortentwickeln. So hat Jan Rudolf als neuer Leiter des SFZ Wangen mit seinem Team jetzt ein Programm aufgelegt, das Schülerinnen und Schüler von der fünften Klasse an ansprechen soll. Dabei geht es ums Programmieren fahrbarer Roboter ebenso wie um die Entwicklung von elektronischen Helfern im Haushalt, die zum Beispiel Pflanzen gießen könnten. Aber auch Themen aus Astronomie, Biologie und Chemie halten Einzug beim SFZ: So steht die Beobachtung des Himmels auf dem Programm, das Geheimnis von natürlichen und künstlich hergestellten Duftstoffen, oder ein Paradies für Wildbienen. Aber auch unterschiedliche Programmierfragen stehen auf dem Themenplan von der Entwicklung eines Programms zur Bildverarbeitung, über das so genannte „Coding“, bei dem knifflige Probleme gelöst werden, bis hin zu Robotern, die Fußballspielen können.

Weshalb kann das SFZ jetzt wieder starten?

Wie viele andere außerschulische Angebote musste das SFZ wegen der Pandemie im März die Arbeit einstellen. Da es der Berufsorientierung dient, darf es jetzt wieder loslegen und hofft auf viele interessierte Schülerinnen und Schüler aller weiterführenden Schulen. „Wir werben in allen Schulen für unser Angebot und sind sehr froh, dass wir wieder starten können, denn den Schülerinnen und Schülern geht durch die Pandemie sehr viel verloren“, sagt Jan Rudolf.

Warum engagiert sich die Bürgerstiftung für das SFZ?

Es ist eine Menge, was seit der Gründung des SFZ in Wangen durch Berthold Bungard geschehen ist. Er initiierte die Gruppe, weil er 2012 ein Jahr lang seinen Sohn Tobias zum Forschen regelmäßig nach Bad Saulgau in die Zentrale des SFZ gebracht hatte. Des Fahrens müde, holte er Fachleute und Unterstützer an Bord – darunter auch die Bürgerstiftung. Für den Stiftungsvorsitzenden Volker Leberer war es von Anfang an ein Herzensanliegen, Bungard in seinen Bemühungen um den Nachwuchs in naturwissenschaftlichen und technischen Fächern zu unterstützen. Der ehemalige Geschäftsführer von Waldner kannte aus eigener Anschauung die Schwierigkeiten, technisch versiertes Fachpersonal in die Unternehmen zu lotsen. Also war es für ihn keine Frage, seine Vorstandskollegen und den Stiftungsrat um Unterstützung für das Projekt zu bitten. Die Bürgerstiftung genehmigte zunächst 5000 Euro als eins der ersten Projekte überhaupt im Jahr 2013, damit die Gruppe dringend benötigte Laptops und Bausätze kaufen konnte, um Roboter zu programmieren. Später wurde nachgesteuert. „Es ist für die Unternehmen wichtig, solche interessierte und kreative junge Kräfte zu bekommen“, sagt Leberer. Und Rudolf ergänzt: „Für so manchen Schüler ist die Bescheinigung des SFZ ein Türöffner für einen interessanten Beruf.“ Berthold Bundgard erinnert sich unter anderem an Airbus und Mercedes, die SFZ-Schüler aus Wangen aufnahmen. Er hat noch einen Wunsch: Es wäre schön, wenn sich noch mehr Mädchen für die MINT-Fächer interessieren würden. Einige haben sich schon fürs neue Schuljahr angemeldet.

Info: Weitere Informationen zum Schülerforschungszentrum gibt es unter www.sfz-bw.de