Bürgerstiftung bedenkt zum Jahresende notleidende Menschen

In der ihrer letzten Sitzung dieses Jahres – pandemiebedingt als Zoom-Konferenz – hat die Bürgerstiftung Wangen im Allgäu Zwischenbilanz über laufende Projekte gezogen. Außerdem wurde die Aufstockung der Jahresgabe für notleidende Menschen von 6500 auf 8000 Euro angehoben. Auch die Tafelläden sollen mit 4000 Euro bedacht werden.

Es bedurfte keiner Diskussion, diese Beschlüsse auf Vorschlag von Stiftungsvorstand Volker Leberer zu fassen. Die Bürgerstiftung erfüllt damit sehr gerne ihren mildtätigen Zweck.  Der Wangener Tafelladen hat in der Vergangenheit nach dem Neujahrsempfang der Stadt Wangen eine Käselieferung erhalten, die mit dem Ergebnis der Sammlung auf dem Marktplatz finanziert worden war. Dies fällt nun schon zum zweiten Mal aus. Unter anderem auch deshalb gab es große Zustimmung und einen ebenso  großen Dank von Oberbürgermeister Michael Lang, der auch kraft Amtes 2. Vorsitzender im Stiftungsvorstand ist. Die Stadt Wangen stellt jedes Jahr ebenfalls eine Summe zur Verfügung, um besonders hart Getroffenen mit einer Spende den Einkauf für ein Weihnachtsessen zu ermöglichen. Damit werde viel Gutes getan, sagte OB Lang, weil es auch in Wangen Familien gebe, die kaum wüssten, wie sie über die Runden kommen sollten. Das Geld wird durch Boten den Betroffenen direkt übergeben.

Mit großer Freude nahmen Stiftungsvorstand und Stiftungsrat zur Kenntnis, dass ein Bürger der Stadt nun schon zum zweiten Mal die Bürgerstiftung mit einer Zustiftung versehen hat. Die Summe wird dem Vermögen der Stiftung zugeschlagen. Das Vermögen der Stiftung ist zu sichern, die Erträge sind jedoch jedes Jahr auszugeben im Sinne des Stiftungszecks.

Derzeit laufen eine Reihe von Projekten. Literaturpädagogin Andrea Warthemann bietet in mehreren Schulen Veranstaltungen an, in denen sie Kindern die Freude am Lesen vermitteln will. „Es ist natürlich das Ziel, sie vom Handy wegzubekommen“, sagte Leberer.

Die ebenfalls im Sommer beschlossene Unterstützung für Schülerinnen und Schüler, die durch die pandemiebedingten Schulschließungen Schwächen haben, kann nun ebenfalls anlaufen. Das Projekt heißt „Eins und Eins-Lernbegleitung“. Elf Schülerinnen und Schüler seien dafür bisher von Schulen gemeldet worden, wie Projektleiterin Thaddiana Stübing sagte. Derzeit laufe auch noch die Suche nach Lernbegleitern. Das Plakat einer Studentin der Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd wirbt jetzt für diesen Zweck. Volle Fahrt dürfte das Projekt also im kommenden Frühjahr aufnehmen. Ziel ist es, dass die beteiligten Schülerinnen und Schüler eine – wie der Projektname sagt – eine „eins zu eins“ Lernbegleitung bekommen sollen. Das Projekt soll eine Ergänzung zu „Rückenwind“ sein, das vom Land gefördert wird.

Ein „Dauerbrenner“ wegen der großen Beliebtheit ist das Projekt „Musik in den Altenheimen“ von Rudi Keller und Bruno Sontheim. Die beiden Männer erfreuen die Bewohner mit Liedern aus deren Jugend, so dass gemeinsam gesungen werden kann.

Bereits im dritten Jahr ermöglicht die Bürgerstiftung den Kindergärten heilpädagogische Unterstützung. Die Nachfrage der Einrichtungen sei sehr groß, berichtet Volker Leberer. Die Einrichtungen fordern das Angebot an, wenn sie bei entsprechendem Verhalten von Kindern keine Erklärung oder Lösung finden. Der Blick von außen und die hohe Kompetenz der Beraterin wird von den Teams sehr geschätzt, wie sie rückmeldeten. Deshalb wird das Projekt auch weiter mit Unterstützung der Bürgerstiftung laufen.

Im Sommer haben zehn Kinder in einem von der Bürgerstiftung initiierten Kurs das Schwimmen gelernt. Ein weiteres Projekt war laut Volker Leberer geplant. Doch es musste wegen der Pandemie gestoppt werden.
Mit diesen vielen Projekten tut die Bürgerstiftung an unterschiedlichen Orten Gutes. Im Fokus sind Kinder und Jugendliche sowie alte Menschen. Für sie plant die Stiftung derzeit ihr größtes und auch bedeutendstes Projekt: Ein Stiftungshaus mit kleinen Wohnungen für ein bis zwei Personen an der Argen in der Nachbarschaft zur Hospitalstiftung. Über die laufenden Planungen informierte Franz Zwisler, der auch den Bauausschuss leitet. Es soll überwiegend in Holzbauweise entstehen. Dieses Projekt dient auch dazu, die Stiftung auf Dauer lebensfähig zu erhalten. Denn die Geschichte der Stadt Wangen hat gelehrt, dass nur Stiftungen überlebten, die auch Immobilien besaßen. Die Fertigstellung wird zur Landesgartenschau 2024 angestrebt.

Die Bürgerstiftung engagiert sich stark im Bereich der Berufseinstiegsbegleitung für Schülerinnen und Schüler, die einen Hauptschul- oder Förderschulabschluss anstreben und anschließend eine besondere Unterstützung benötigen. Dabei soll vermieden werden, dass eventuell schwache Schüler auf Grund nicht ausreichender Berufseinstiegsunterstützung später einen beruflichen Ausstieg erleiden.

Die Jugendlichen sollen den Schulabschluss erreichen, eine realistische Berufswahl treffen, einen passenden Ausbildungsplatz finden und erfolgreich die Ausbildung starten. Die Berufseinstiegsbegleiter kümmern sich vor allem um Fragen des Übergangs in die Berufsausbildung, helfen bei Bewerbungsunterlagen, bei der Vermittlung von Praktika, bei der Berufsorientierung und bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Die Berufseinstiegsbegleitung beginnt bereits in der 8. Klasse, also ein Jahr vor Schulabschluss und geht bis in das erste Ausbildungsjahr hinein, ist also eine langfristige und nachhaltige Unterstützung. In Wangen werden Schüler der Martinstorschule, der GMS Wangen, der GWRS Niederwangen und der Realschule unterstützt. Das Programm läuft von 2020 bis 2022. Die Bürgerstiftung hat dafür einen Betrag von 30 000 Euro zur Verfügung gestellt.